Zusammenfassung
Die akute Mandelentzündung ist eine Infektion der Mandeln mit Bakterien, meist Streptokokken. Symptome sind Hals- und Schluckschmerzen, Fieber und ein ausgeprägtes Krankheitsgefühl.
Die Erkrankung heilt bei entsprechender Therapie meist folgenlos aus, kann aber auch Komplikationen und Folgeerkrankungen nach sich ziehen.
Allgemeines
Bei der Mandelentzündung (Tonsillitis) unterscheidet man die akute und die chronische Tonsillitis.
Die akute Mandelentzündung (Tonsillitis acuta, Angina tonsillaris) ist meist eine bakteriell verursachte plötzlich einsetzende Entzündung der Gaumenmandeln.
Die chronische Mandelentzündung (Tonsillitis chronica) entspricht einer andauernden bakteriellen Entzündung infolge ständig wiederkehrenden, oft symptomarmer Anginen.
Die akute Mandelentzündung kann in jedem Lebensalter auftreten. Kinder und junge Erwachsene sind aber am häufigsten betroffen.
Kleine Anatomie
Die Gaumenmandeln liegen am Übergang von der Mundhöhle zum Schlund zwischen vordern und hinteren Gaumenbogen. Sie sind, neben anderen Geweben des Körpers, für die Ausbildung des Immunsystem mit verantwortlich. Der Körper lernt, körperfremde und schädliche Stoffe, wie Viren oder Bakterien abzuwehren.
Die Ausbildung des Immunsystems erfolgt in den ersten Lebensjahren. Die Größe der Mandeln nimmt vom 1. bis 3. Lebensjahr stetig zu, mit einem Gipfel um das 3. und 7. Lebensjahr, um sich mit Beginn der Pubertät allmählich wieder zurückzubilden. Danach haben die Tonsillen wahrscheinlich keine entscheidende Funktion mehr, sodass deren Entfernung meist auch keinerlei Beschwerden nach sich zieht.
Ursachen
Die akute Mandelentzündung wird meist durch Bakterien verursacht. Bei den Bakterien handelt sich vor allem um Streptokokken sowie Pneumokokken, Staphylokokken oder Haemophilus influenzae u.a. Die Entstehung einer akuten Tonsillitis wird durch einen geschwächten Allgemeinzustand oder eine Abwehrschwäche, z.B. durch Stress oder zusätzliche Erkrankungen, begünstigt.
Eine oft auftretende akute Mandelentzündung kann zu einer chronischen Mandelentzündung führen.
Bei der chronischen Mandelentzündung liegt eine Art "Dauerentzündung" des Mandelgewebes vor. Bakterienprodukte und abgestorbene Zellen lagern sich im Mandelgewebe (in den Krypten) ab und unterhalten eine ständige Entzündung. Das führt zur zunehmenden Vernarbung und Zerklüftung des Gewebes, wodurch das Krankheitsgeschehen weiter vorangetrieben wird. Dieser ständige Entzündungsherd kann zu erheblichen Folgeerkrankungen z. B. des Herzens führen.
Symptome
Die akute Tonsillitis beginnt meist plötzlich mit zunehmenden Schmerzen beim Schlucken. Hinzu kommt ein ausgeprägtes Krankheitsgefühl mit meist hohem Fieber. Die Schmerzen können bis zu den Ohren ausstrahlen und die Lymphknoten des Halses sind gleichzeitig geschwollen und schmerzhaft. Bei Mundöffnung verstärken sich die Schmerzen. In vielen Fällen bestehen ein verstärkter Speichelfluss, Kopfschmerzen und die Sprache klingt "kloßig".
Wenn nach 2 Tagen Behandlung keine Besserung eintreten ist, sollte der Arzt aufgesucht werden.
Erkrankungen, die ähnliche Beschwerden verursachen sind das Pfeiffersche Drüsenfieber, Scharlach, Diphtherie, Herpes-Angina, Angina Plaut-Vincenti.
Bei der chronischen Tonsillitis findet man meist keine akuten Symptome. Manchmal bestehen leichte Schluckbeschwerden oder ein unangenehmer Geschmack und Mundgeruch. Die Halslymphknoten können ständig geschwollen sein, ohne aber Schmerzen zu verursachen.
Die chronische Entzündung der Mandeln kann ein "Herd" für andere entzündliche Krankheiten sein. Durch Verbreitung der Bakterien und Bakterienprodukte in den Körper kann es so zu Entzündungen in anderen Organen kommen. Im Vordergrund stehen dabei z.B. Gelenkschmerzen, Herzrhythmusstörungen oder Nierenschmerzen sowie Hautprobleme.
Komplikationen
Die akute Tonsillitis ist meist mit einer entzündlichen Vergrößerung der Mandeln verbunden. Dadurch kann es zur Atemnot kommen. Besonders bei Kindern, die häufig auch im gesunden Zustand vergrößerte Mandeln ohne Krankheitswert (Tonsillenhyperplasie) haben, besteht diese Gefahr.
Heilt eine Mandelentzündung nicht vollständig aus, bzw. flammt eine Entzündung wieder auf, kann es zu einer Eiteransammlung im umgebenen Gewebe kommen. Man spricht dann vom Peritonsillarabszess. Anzeichen hierfür sind erneute, meist einseitige Schluckschmerzen, die Ausbildung einer Kieferklemme, also einer schmerzhaften, erschwerten oder unmöglichen Mundöffnung sowie ansteigendes Fieber und eine "kloßige" Sprache. Die Mandel ist stark geschwollen und das Gaumenzäpfchen zur Gegenseite verdrängt. Hier kann nur Ihr HNO-Arzt weiterhelfen. Meist wird der Abszeß durch eine Punktion eröffnet und der Eiter abpunktiert.
Eine Gefahr besteht nun darin, dass die Erreger in die nahe gelegene Blutbahn eindringen (sogenannte Blutvergiftung) und sich so im ganzen Körper ausbreiten. Das kann zu schweren Erkrankungen in anderen Organen führen.
Da bei der chronischen Tonsillitis ständig Bakterien vorhanden sind, können die Mandeln dann ein Ausgangsherd (Fokus) für andere entzündliche Erkrankungen sein. Als Infektionsherde sind die Mandeln dann eine ständige Belastung des Körpers. So kann es zum rheumatischen Fieber, zu Nieren- oder Herzentzündungen, zu Entzündungen der Gelenke (Gelenkrheumatismus) oder zu schubweise verlaufenden Hauterkrankungen kommen.
Diagnose
Die Diagnose lässt sich bereits durch die beschriebenen Beschwerden vermuten.
Akute Tonsillitis
Bei der Inspektion der Mundhöhle sieht man bei der akuten Tonsillitis anfangs gerötete und geschwollene Mandeln. Ist die Erkrankung bereits fortgeschritten, fallen weißgelbliche Eiterstippchen und Beläge auf den Mandel auf. Gleichzeitig sind die Gaumenbögen gerötet, die Zunge belegt und die Halslymphknoten geschwollen.
Eine Blutuntersuchung ist meist nicht erforderlich: Hierbei würde man dann die Zeichen einer bakteriellen Entzündung nachweisen können. Auch eine bakteriologische Untersuchung durch einen Abstrich der Tonsillen ist nur bei nicht ausheilenden Mandelentzündungen angeraten.
Erkrankungen, die ähnliche Beschwerden verursachen sind das Pfeiffersche Drüsenfieber, Scharlach, Diphtherie, Herpes-Angina, Angina Plaut-Vincenti.
Chronische Tonsillitis
Die chronische Mandelentzündung zeichnet sich meist durch narbig veränderte, eher kleine Mandeln aus. Aus ihnen kann sich bei Druck ein trübes Sekret oder eine krümelige Masse (Detritus) entleeren. Die Gaumenbögen sind oft gerötet. Das Blutbild zeigt meist keine Veränderungen. Erhärten lässt sich die Diagnose durch den Nachweiß von Antikörpern (Antistreptolysin) gegen Gifte (Toxine) der Streptokokken im Blut.
Therapie
Akute Mandelentzündung
Bei starken Halsschmerzen und Fieber sollte ein schmerz- und fiebersenkendes Medikament, z.B. Paracetamol, eingenommen werden. Bei Kleinkindern eignen sich zur Fiebersenkung zusätzlich Wadenwickel, außerdem ist Bettruhe angezeigt.
Die Kost sollte weich, nicht stark gewürzt sein und keine Säuren enthalten, da diese ein Brennen hervorrufen. Kalte Getränke oder Eis können die Schluckschmerzen lindern. Es sollte möglichst viel getrunken werden. Fruchtsäfte sind aber ungeeignet, da ihre Säuren zusätzlich reizen.
Zur Mundpflege eignen sich entzündungshemmende und desinfizierende Gurgellösungen mit Salbei oder Kamille. Schmerstillende Lutschtabletten wirken aber nur kurzzeitig. Trockene Halswickel (Seidenschal) können als wohltuend empfunden werden.
Eine leichte Mandelentzündung kann auch ohne ein Antibiotikum nach ca. einer Woche ausheilen.
Bei starken akuten oder gehäuften Mandelentzündungen wird ein Antibiotikum verschrieben. Sollte es hierbei nach 3-4 Tagen zu keiner deutlichen Besserung kommen, wird auf ein anderes Antibiotikum gewechselt . In diesem Fall kann es notwendig sein, den genauen Krankheitserreger durch einen Abstrich zu bestimmen.
Hinweis:
Das Antibiotikum sollte über 7-10 Tage regelmäßig eingenommen werden, auch wenn eine deutliche Besserung schon nach 3 Tagen eingetreten ist. Das verhindert ein Wiederauftreten der Krankheit (Rezidiv) oder eine Eiteransammlung (Abszessbildung).
Operative Therapie
Bei Atemnot, bei Komplikationen, und beim Auftreten einer akuten Tonsillitis von 3-4 mal pro Jahr, sollte die Entfernung der Mandeln (Tonsillektomie) erfolgen. Diese ist mit einem Krankenhausaufenthalt von einer Woche verbunden.
Chronische Mandelentzündung
Diese lässt sich meist nur durch eine operative Entfernung der Mandeln behandeln. Das gilt besonders, wenn die Mandeln als Ausgangsherd für andere entzündliche Erkrankungen des Körpers angesehen werden. Der Infektionsherd wird so entfernt.
Auch bei unklaren Beschwerden, unangenehmen Mundgeruch, immer wieder auftretenden Anginen oder einer Tonsillenhyperplasie kann eine Mandelentfernung erwogen werden.
Tonsillenhyperplasie
Speziell bei Kindern mit vergrößerten Mandeln ohne Entzündung gibt es die Möglichkeit die Mandeln mit dem Laser zu verkleinern So dem bleibt Kind aktives Mandelgewebe erhalten. Der Eingriff selbst ist wesentlich schonender, die Kinder haben weniger Schmerzen nach der Operation und der stationäre Aufenthalt ist kürzer. Fragen Sie Ihren HNO-Arzt
Prognose
Eine akute Mandelentzündung heilt bei richtiger Therapie nach 1-2 Wochen folgenlos aus.
Die Mandeloperation führt meist zu einer Besserung der lokalen Symptomatik und des Allgemeinbefindens. Es wird fast immer eine bleibenden Beschwerdefreiheit erreicht.
Selten tritt nach Mandelentfernung infolge bakteriologischer oder viraler Infektionen eine vorbestehende Rachenentzündung (Pharyngitis) verstärkt auf.
Erkrankungen, bei denen der Ausgangsherd in den Tonsillen vermutet wurde, werden manchmal nur zum Teil gebessert.
Prophylaxe
Eine sichere Prophylaxe zur Vermeidung einer Tonsillitis gibt es nicht.
Die Gefahr, eine akute Mandelentzündung zu bekommen, sollte durch eine Stärkung des Immunsystems gemindert werden. Dazu zählen eine regelmäßige sportliche Betätigung und eine vitaminreiche gesunde Ernährung.
Stoffe, welch die Schleimhäute reizen, sollten vermieden werden. Dazu zählen z.B. Staub oder Zigarettenrauch, und Alkohol.
Das Immunsystem stabilisierende pflanzliche oder homöopathische Medikamente können sinnvoll sein.
Ein kleiner Tipp
Herstellen einer Salbei-Gurgellösung:
1Teelöffel klein geschnittene Salbei-Blätter mit 150 ml heißem Wasser übergießen.
Etwa 8 Minuten ziehen lassen, dann abseihen.
Salbei wirkt desinfizierend und lindernd. Es sollte mehrmals täglich mit dem Aufguss gegurgelt werden.